Julie Aichele und August Aichhorn waren Zeitgenossen und hatten ähnliche Ziele: Die Verbindung tiefenpsychologischer und psychoanalytischer Einsichten mit pädagogischer Praxis. Aichhorn und Aichele gründeten fast gleichzeitig Heime für Kinder und Jugendliche – das ist 100 Jahre her. Der Wiener Aichhorn blieb im Gedächtnis durch sein Buch „Verwahrloste Jugend“. Julie Aichele „hinterließ“ trotz ihrer Kontakte zu renommierten Tiefenpsychologen wie C.G. Jung indes zahlreiche unveröffentlichte Schriften – und zudem ihr Haus am steilen Hang der Alb in Beuren, das die Zeiten nicht nur überdauert hat, sondern geradezu als lebendiges Beispiel für die Verbindung sonst getrennter Bereiche steht.

Das Haus Aichele gibt nicht so leicht preis, was es so einmalig macht: Außenstehende könnten es auch für eine besonders gelungene Pension oder Jugendherberge halten. Die Arbeit mit den verborgenen Seiten menschlicher Beziehungen und Geschichten ist nach wie vor unsichtbar.

Einrichtungen, die ähnlich wie das Haus Aichele arbeiten, sind rar. Gegenwärtig liegt tiefenpsychologisches und psychodynamisches Denken nicht „im Trend“. Dies möchten wir zum Anlass nehmen, die Frage zu diskutieren, wie zeitgemäß tiefenpsychologisches Denken in der Kinder- und Jugendhilfe dennoch sein kann. Wir wollen dabei mit Ihnen gemeinsam hinter die Kulissen des Haus Aichele blicken sowie den vielfältigen Alltag, die unterschiedlichen Arbeitsbereiche und Angebote in den Mittelpunk stellen.

 

Alle Informationen zum Fachtag finden Sie hier im Flyer!

 

Übersicht der Vorträge

  • Dr. Christof Ammermann, C.G. Jung Institut Zürich: Persönlichkeitsbild und Psychotherapie nach C.G. Jung
  • Katharina Falkenstein, Dipl. Pädagogin & Mitarbeiterin im Haus Aichele: Julie Aichele – Psychotherapie auf der Treppe
  • Dr. Christina Rothdeutsch-Granzer und Dr. Sabine Riesenhuber, WundeRkinder – Institut für Traumapädagogik und Interdisziplinäre Traumaarbeit, Graz: Wunden und Wunder – Die Gedanken Julie Aicheles in der modernen Traumapädagogik

Im Anschluss vertiefen wir das Thema in verschiedenen Workshops. Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion, in der wir uns noch einmal eingehend der titelgebenden Frage widmen: „Tiefenpsychologisches Denken in der Kinder- und Jugendhilfe – noch zeitgemäß?!

 

 

Übersicht der Workshops

  1. Christina Rothdeutsch-Granzer und Dr. Sabine Riesenhuber: Supervision und Selbsterfahrung der Fachpersonen als traumapädagogische Grundlage
    Die Persönlichkeitsentwicklung der Fachpersonen ist die Basis einer traumasensiblen Pädagogik. Mit kreativen Mitteln und über das Gestalten mit Materie werden Einblicke in die Praxis einer tiefenpsychologisch orientierten Traumapädagogik ermöglicht.
  1. Katharina Falkenstein, Diplom-Pädagogin & Mario Biel, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut: Therapie auf der Treppe im Haus Aichele
    Die im Vortrag dargestellten Grundlagen der Therapie auf der Treppe werden anhand praktischer Beispiele erläutert. Es ist eine praxisorientierte Diskussion über die oft strittige Frage der Verbindung von Therapie und Alltag und deren Umsetzung im Haus Aichele angestrebt.
  1. Heidi Hoffmann, Kunsttherapeutin M.A. Naturpädagogin: Kunsttherapie auf der Treppe
    Kunsttherapeut*innen im Gruppendienst eines Kinderheims – wozu kann das gut sein? Potentiale kunsttherapeutischer Arbeit in einem Kinderheim werden anhand von Beispielen aus der Praxis aufgezeigt und diskutiert. Und natürlich werden wir in diesem Workshop auch selbst kreativ. Vorkenntnisse und Kunststudium nicht nötig, Neugier und Freude am Ausprobieren hingegen sehr willkommen!
  1. Christoph Ammermann: Grundlagen der Analytischen Psychologie von C.G. Jung
    Im Workshop besteht die Möglichkeit, Fragen zu den zuvor im Vortrag vertretenen Thesen zu stellen und darüber hinaus auch ins Gespräch über die praktischen Anwendungen der Psychotherapie nach C.G. Jung zu kommen.
  1. Tanja Heinzmann-Zimmerer, Jugend- und Heimerzieherin Haus Aichele: MarteMeo trifft Therapie auf der Treppe
    Im Workshop vermitteln wir Einblicke in die praktische Umsetzung der Methode des MarteMeo in Verbindung mit der Therapie auf der Treppe. Anhand von Praxisbeispielen und -übungen wird dieses Zusammenspiel dargestellt und die Vorzüge zusätzlicher Elemente des MarteMeo verdeutlicht. Im Anschluss ist Zeit für eine Fragerunde und Austausch.
  1. Hardy Keil, systemischer Familientherapeut Haus Aichele: Bindung, Familientherapie und Therapie auf der Treppe
    Anhand eines Fallbeispiels werden wir die familientherapeutische Arbeit und die pädagogische Arbeit im Kontext der Kindergruppe (Therapie auf der Treppe) mit Berücksichtigung von Bindungsaspekten vorstellen.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihr Kommen!

 

 

Organisatorische Hinweise

Tagungsort

Kelter, Beuren, 04. Juli 2024, 9 – 16 Uhr.

Anmeldung

Bitte melden Sie sich bis spätestens 15. Juni 2024 per E-Mail an: j.stolze@haus-aichele.de

Tagungsbeitrag

30 €; Der Beitrag beinhaltet neben der Fachtagung die Verpflegung während der Veranstaltung (Mittagessen, Kaffee, Brezeln, Tee und weitere Getränke).

Wir bitten um Überweisung des Tagungsbeitrags bis 15. Juni 2024 auf folgendes Konto:

IBAN: DE60 6115 0020 0101 464741

SWIFT-BIC: ESSLDE66XXX

Bitte geben Sie als Verwendungszweck den Namen der Teilnehmer*in an.

Anreise

Die Tagung findet in der Kelter, Beuren statt. Adresse: Kelterstraße 15, 72660 Beuren

Parken: Parkplätze direkt vor Ort sind begrenzt. Sie können jedoch am Freilichtmuseum Beuren parken (15 Minuten Fußweg).

ÖPNV: Von Nürtingen mit der Tälesbahn nach Neuffen, mit dem Bus 199 und/oder 179 nach Beuren Bürgerhaus.

Informationen

Weitere Auskünfte zur Tagung erhalten Sie über Jana Stolze: j.stolze@haus-aichele.de